Mannheim Sullivan Süd
Teilnahme am städtebaulichen Wettbewerb ‚Sullivan Süd‘ in Mannheim in Arbeitsgemeinschaft mit Dr. Patricia Merkel (Architektin BDA), Jan-Philipp Neuer und Doron Stern (Landschaftsarchitekt)
Auslober: MWS Projektentwicklungsgesellschaft mbH
Bearbeitungszeitraum: 06/2020 – 09/2020
Erläuterung
Städtebauliche Leitidee
Das neue Quartier Sullivan Süd bildet den Auftakt ins Benjamin-Franklin-Village. Es versteht sich als Vermittler zwischen den bereits nördlich geplanten Schollen und den südlich angrenzenden Verkehrsverbindungen nach Mannheim. Geplant ist ein nachhaltiges urban gemischtes Quartier mit einem Zentrum um einen multifunktionalen Quartiersplatz (Sullivanplatz) im südlichen Bereich. Durchzogen wird das Quartier mit seinen gemischten Nutzungen durch eine Wegeverbindung (der Quartiersader) die an den nördlichen Georg-Sullivan-Ring anschließt.
Städtebau/Nutzungen
Quartiersplatz (Sullivanplatz)
Der Quartiersplatz im südlichen Bereich erhält u.a. durch die eingebetteten Bestandsgebäude (KreativBaracke, Mobilitätsstation) seinen einzigartigen Charakter. Er schafft Gemeinsinn auch für die angrenzenden nördlichen Schollen. Der Platz wird von besonderen Baukörpern und einer Vielfalt an Gebäudetypologien räumlich gefasst. Diese weisen entsprechende zentrale und unterschiedliche Nutzungen (Atriumhaus (SullivanHouse) Mobilitätsstation, Läden, Büros, KreativBaracke, Markthalle, Nachbarschaftslabor, Gastronomie, Café, Gemeinschaftsgärten) auf. Dabei
haben die Gebäude eines gemeinsam: Die produktive Erdgeschosszone, die den öffentlichen Raum belebt und aktiviert.
Quartiersader und Mobilitätsstation
Die Südostecke bildet die Mobilitätsstation im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Kaserne. Hier gibt es einen Verleih für Lastenräder und E-Bikes, eine Paketstation sowie eine Fahrradwerkstatt. Der Baukörper dient zudem als Verknüpfung zur vorhandenen Straßenbahnhaltestelle und zeigt sich als Eingangsgebäude zur Quartiersader.
SullivanHouse
Ein 7-geschossiger Hochpunkt bildet im Südwesten den Quartiersauftakt und markiert darüber hinaus die Haupterschließung ins Benjamin-Franklin-Village. Er verfügt über Läden (Drogerie/weitere Nahversorgung) im Erdgeschoss, Büros in den Obergeschossen und einer NachbarschaftsBar im Dachgeschoss. Damit repräsentiert er das Konversionsareal selbstbewusst nach außen.
Markthalle / Nachbarschaftslabor / Gewächshaus
Die prägende östliche Platzkante bildet die neue Markthalle. Sie wird im weiteren Verlauf Richtung Osten zu einem Nachbarschaftslabor mit verschiedenen Angeboten für die Bewohner Sullivans (z.B. Nähkurse, Yogastunden, Bastelwerkstatt, Veranstaltungsraum). Das Satteldach des langen Riegels, das eine Reminiszenz an die kasernentypische Zeilenbebauung darstellt, wird als Glasdach ausgebildet. Dieses versorgt die Markthalle und den angrenzenden Durchgang mit natürlicher Belichtung. Im östlichen Bereich ermöglicht es eine Nutzung als Gewächshaus im Obergeschoss. Zusammen mit den südlich gelegenen Experimentiergärten im Außenbereich entstehen so Gemeinschaftsgärten für die Bewohner. Diese dienen zum Anbau von Gemüse, Obst oder Wein.
KreativBaracke
Die KreativBaracke im modernisierten und erweiterten Bestandsgebäude bietet Platz für junge, kreative Unternehmen und Künstler. Sie bildet so eine attraktive Adresse in verkehrsgünstiger Lage.
Wohnen am Sullivan-Platz
Die nördliche Platzbegrenzung bildet eine 4-geschossiges Wohnzeile mit Ladennutzungen in der Erdgeschosszone, die wiederum den Platz belebt. Diese Wohnzeile bildet gleichzeitig den Auftakt zum Wohnbereich im nördlichen Bereich des Quartiers. Dieser ist im Erdgeschoss über einen Durchgang vom Platz aus fußläufig angebunden.
Arbeiten am Sullivan-Platz
Einen weiteren Hochpunkt am Sullivan-Platz bildet ein 6-geschossiges Bürogebäude. Dieses verfügt über Gastronomie im Erdgeschoss, die den Platz in diesem Bereich bespielt.
Wohnen im Sullivan-Süd Quartier
Im Nordwesten schirmen 4-geschossige Wohngebäude den geschützten Innenhof mit Gemeinschaftsfläche vom stärker frequentierten George-Sullivan-Ring ab. Der nordöstliche Block bildet zum Joy-Fleming-Ring, in Fortführung des Sullivan-Rings als prägender „Quartiersader“, eine Kante aus ebenfalls 4-geschossigen Geschosswohnungsbauten. Diese geht im östlichen Bereich in eine Bebauung aus Reihenhauszeilen mit attraktiven Südgärten über. Diese lösen sich zum angrenzenden Landschaftsraum langsam auf. Der eingeschossige Bestandsbau der ehemaligen Bibliothek wird erhalten und bietet nun Platz für eine KiTa.
Freiraum
Die Eigenschaften der geplanten Freiflächen definieren sich über ihre vielfältigen Nutzungen und den Grad ihrer Öffentlichkeit. Hieraus folgt eine große Diversität, die sich aus der städtebaulichen Idee eines gemischten Quartiers ableitet und im Freiraum weitergeführt wird.
Sullivanplatz
Die rechteckige wassergebundene Fläche inszeniert die kasernentypische Hofform. Sie schafft eine attraktive und multi-funktionale Aktivitätsfläche und vermindert gleichzeitig eine sommerliche Überhitzung im Quartier. Zudem bietet sie die Möglichkeit zur Rückhaltung und Versickerung von Niederschlagswasser, insbesondere bei Starkregenereignissen. Prägend für den Platz sind auch die teilweise zu erhaltenden Bestandsbäume.
Experimentiergärten an der Markthalle / Nachbarschaftslabor / Gewächshaus
Die Experimentiergärten sind für alle Bewohner zugänglich. Sie bieten die Möglichkeit sich im gemeinschaftlichen Gärtnern auszuprobieren. Zusammen mit dem angrenzenden Basketballplatz bietet sich hier die Gelegenheit für Nachbarschaftsfeste, zu denen alle Quartiersbewohner zusammenkommen.
Wohnhöfe
Die beiden Wohnhöfe beinhalten sowohl private Gärten der Mehr- und Einfamilienhäuser, als auch halböffentliche Gemeinschaftsflächen mit Kinderspielflächen.
Verkehr
Das Quartier erhält über die bereits geplante Erschließung hinaus keine zusätzliche Pkw-Erschließung. Stattdessen soll ein nachhaltiges und multi-modales Quartier mit alternativen Verkehrsangeboten entstehen, das mit seiner Mobilitätsstation
auch zur Erschließung der nördlich angrenzenden Quartiere beiträgt. So bündeln sich hier in unmittelbarer Nähe zur neu gestalteten Straßenbahnhaltestelle und der dortigen Taxi-Vorfahrt verschiedene Verkehrs- und Serviceangebote:
– Quartiers-Bike-Sharing mit Fahrrädern, E-Bikes, Lastenrädern und E-Scootern,
– ein Fahrradladen mit Reparaturservice, Routen-Info und längerfristigem Verleih,
– eine Packstation, bei der die Anwohner auf dem von der Straßenbahn ihr Paket abholen können,
– ein Biergarten, der das Warten auf die Straßenbahn überbrückt.
Darüber hinaus entsteht entlang der in Richtung Norden verlaufenden Wegeverbindung parallel zum Joy-Fleming-Ring ein grünes Mobilitätsband. Dieses nimmt neben öffentlichen Besucherstellplätzen und privaten Stellplätzen der Reihenhäuser auch Car-Sharing-Plätze auf, die wiederum weitere Stellplätze kompensieren können. Ein Großteil sowohl der öffentlichen als auch der privaten Stellplätze erhält zudem E-Ladesäulen. Die privaten Stellplätze der Geschosswohnungsbauten werden in Tiefgaragen untergebracht, deren Zufahrten sich am George-Sullivan- bzw. am Joy-Fleming-Ring befinden. Die privaten Stellplätze der Reihen- und Doppelhäuser befinden sich teilweise direkt am Haus, teilweise gebündelt entlang der öffentlichen Erschließung. Dadurch entstehen Wohnwege mit attraktiven Aufenthalts- und Spielflächen.